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Bio ist nicht gleich bio

Sie legen Wert auf gesunde Ernährung und Tierwohl? Dann greifen Sie sicherlich bewusst zu Lebensmitteln, die mit einem Bio-Gütesiegel gekennzeichnet sind – und das völlig zu Recht. Biologisch zertifizierte Produkte, die den Kriterien eines anerkannten Bio-Labels entsprechen, sind in jedem Fall nachhaltiger und tierfreundlicher produziert als konventionelle. Die Fülle der Gütesiegel kann allerdings ganz schön verwirrend sein. Mirjan Köhler, Küchenchef im BIO Hotel Leutascherhof, vermittelt heute einen Einblick in die Vielfalt der Bio-Siegel und deren Bedeutung.

 

Bio-Gütesiegel bestätigen die Wertigkeit von Lebensmitteln, bieten Sicherheit beim Einkauf und rechtfertigen auch einen höheren Preis. Mirjan Köhler: „Zuerst muss man wissen, welche Siegel wirklich kontrolliert zertifizierte Lebensmittel kennzeichnen. Bio Austria, Bioland, Naturland und das EU-Bio-Siegel gehören dazu.“ Kontrollierter Anbau, kontrollierte Qualität und ähnliche Bezeichnungen haben dagegen mit Bio-Qualität absolut nichts zu tun. Sie gehören in den Bereich Marketing und haben keine nachvollziehbare Bedeutung. Wer auf Nummer sicher gehen will, der wählt Produkte mit den oben angegebenen Bio-Gütesiegeln aus.

Hallo Mirjan, was unterscheidet die verschiedenen Bio-Gütesiegel?

Jedes anerkannte Bio-Gütesiegel wird anhand eines definierten Kriterienkatalogs vergeben. Darin sind Haltungsbedingungen und Anzahl von Nutztieren pro Quadratmeter oder pro Betrieb angegeben, außerdem die Futterqualität und medizinische Eingriffe geregelt. Diese Kataloge sind sehr umfassend und werden auch laufend angepasst. Für den Laien ist das im Detail schwer bzw. nur mit sehr viel Aufwand nachvollziehbar. Auf die oben erwähnten Labels kann man sich allerdings wirklich verlassen. Beim Einkaufen sollte man gezielt nach diesen Gütesiegeln Ausschau halten, wenn man Wert auf geprüfte Bioqualität legt. Die Mitgliedsbetriebe dieser Gütesiegel werden laufend, auch unangemeldet, kontrolliert.

Kannst du die Labels für uns ein bisschen charakterisieren?

Sehr gerne. Nehmen wir als Beispiele das EU-Bio-Siegel, Bio Austria und Demeter, da haben wir drei recht verschiedene Ansätze. Ich möchte aber gleich von vorneherein sagen, dass jedes Bio-Label im Vergleich mit konventioneller Ware einen hohen Mehrwert bringt. Chemisch-synthetische Spritzmittel sind zum Beispiel auch beim EU-Bio-Siegel zu hundert Prozent verboten. Man kann also sagen, dass jedes anerkannte Bio-Label auf jeden Fall einen Nutzen für Umwelt und Landwirtschaft bringt.

Was Bio Austria absolut auszeichnet, ist die Tatsache, dass der gesamte Betrieb auf Bio umgestellt werden muss. Es darf keine Parallelwirtschaft mit konventioneller Erzeugung geben. Demeter setzt mit der eigenen Philosophie noch eins drauf. Hier wird viel mit Pflanzenauszügen gearbeitet, Feinstofflichkeit ist ein Thema, das unabdingbar Teil der Demeter Bio-Landwirtschaft ist.

Kannst Du uns ein paar Zahlen nennen, um die Bio-Labels griffiger zu machen?

Ja, fangen wir einfach mal bei der Haltung von Legehennen an. In der konventionellen Landwirtschaft gibt es bezüglich der Stallgröße überhaupt keine Beschränkungen, man kann so viele Hühner halten, wie halt reinpassen. Das EU-Bio-Gütesiegel erlaubt maximal 20.000 Legehennen pro Stallgebäude, Naturland 12.000, Bioland 6.000, Demeter und Bio Austria nur 3.000. Die optimale Stallgröße hat mit dem Auslaufverhalten von Hühnern zu tun, Hühner wollen nicht gerne weit vom Stall weggehen, weil sie von Natur aus ein starkes Sicherheitsbedürfnis haben. Kleinere Ställe kommen diesem Bedürfnis besser entgegen.

Eine andere Kenngröße für Bio-Qualität ist die Anzahl der erlaubten Zusatzstoffe. In der konventionellen Landwirtschaft sind mehr als 300 zugelassen, bei Demeter nur 13, Bio Austria liegt mit rund 25 erlaubten Zusatzstoffen im sehr guten Oberfeld. Ein Wort noch zu Bio-Futter und Gentechnik: Das EU-Bio-Siegel erlaubt fünf Prozent konventionelles Futter und bis zu fünf Prozent gentechnische Produkte. Das ist bei den anderen Gütesiegeln völlig ausgeschlossen, hier werden 100 Prozent Bio-Futter vorgeschrieben, Gen-Technik ist ganz und gar verboten.

Was sagst du zu dem Slogan „Regional ist das neue Bio“?

Das ist, mit Verlaub, ein echter Unsinn. Ein Bauer in Tirol kann zum Beispiel mehr Rinder halten, als er auf seinen Weideflächen ernähren kann. Dann kauft er Soja aus Brasilien zu. Das Rind ist zwar regional gehalten, über den CO2-Abdruck und die Qualität des Futters sagt das aber nichts aus. Am besten sind Bio-Produkte aus der Region. Die sind hochwertig, kontrolliert und zertifiziert und weisen den niedrigsten CO2-Abdruck auf. Das ist die optimale Kombination, auf die ich auch als Küchenchef beim Einkauf setze.

In der Leutasch können schon allein aufgrund der Höhenlage viele Produkte nicht vor Ort hergestellt werden, egal, ob bio oder nicht. Da wir ohnehin zu 100 Prozent Bio-Lebensmittel im Betrieb verwenden, achte ich auf die Einkaufskette Region – Österreich – und dann erst andere. Und dass eine Ananas nicht aus Tirol kommt, ist ja eigentlich auch klar. Bio und Ökologie ist in dem Zusammenhang ein weiteres, wichtiges Thema, darüber können wir gerne auch einmal sprechen.

Lieber Mirjan, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

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